Interview mit Vocal-Coaching und Infinitas Sängerin Andrea Böll
Wann hast du mit dem singen angefangen und warum?
Ich weiss nicht, ob ich vor meiner Geburt schon gesungen habe, aber das ich seit meiner Geburt singe, dass weiss ich. Ich bin dafür geboren und ich glaube, es ist meine Bestimmung. In keinem anderen Moment fühle ich mich wohler und glücklicher, als wenn ich singe.
Gesang gibt meiner Seele ein zu Hause und eine Stimme. Das war schon immer so und ich bezweifle, dass sich das irgendwann ändern wird.
Mein erster Gesangsunterricht habe ich mit 7 Jahren erhalten, nach langem stürmen. Meine Mutter hatte keine Ahnung woher ich überhaupt wusste, dass es Gesangsunterricht gab, aber ich wollte es haben. Zum Glück waren meine Eltern so nett und suchten mir eine Gesangslehrerin. Von da an habe ich Gesangsunterricht. Nicht mehr bei derselben Lehrerin – es gab einige Wechsel quer durch alle Genres durch – aber ich bilde meine Stimme stetig fort.
Du bist nicht nur Sängerin, sondern auch Vocalcoach. Was passiert bei einem Vocalcoaching, bzw. wie ist der Ablauf?
Genau.
Im Moment gehöre ich noch zur Sorte «Selbst-ernannte-Gesangslehrerin», da ich ein paar Anfragen hatte. Mein Wissen über die Stimme ist schon riesig und ich bin selbst überrascht, wie viel ich den Gesangsschülern weitergeben kann. Es ist ja immer eines, selbst singen zu können und etwas völlig anderes, das Singen jemandem beizubringen oder die Schüler auf ihrem eigenen Gesangsweg zu begleiten. Schön ist es dann, wenn du hörst: «Es hilft mir. Ich merke einen Unterschied. Danke.» Ab September 2019 starte ich offiziell die Ausbildung als Gesangscoach.
Die Ausbildung mache ich bei Fawn Arnold, einer deutschen Musicalsängerin und die «Queen of Belting», die anhand eigener intensiver Forschung und Erlebnissen eine ganz tolle Methode herausgefunden hat, die Stimme langfristig gesund zu halten.
Ihre Methode ist ganzheitlich und entspricht meinem Ansatz sehr gut.
Zurzeit absolviere ich bei ihr noch das Basisjahr, welches mir vollumfänglich an die Ausbildung angerechnet wird.
Somit bin ich im Sommer 2020 fertig mit der Ausbildung. Ich freue mich jetzt schon riesig darauf!
Erzähl uns, warum genau DU die Richtige für ein Vocalcoaching bist.
Deine Stimme ist mir wichtig. Das heisst: Ich helfe dir, deine eigenen Stimmfarben zu entdecken und diese klingen zu lassen. Es gibt nicht die einheitliche Lösungsformeln, wie jedermann singen kann. So unterschiedlich wie der Körperbau, die Längen der Stimmlippen sowie die Grössen und Formen der Resonanzräume sind, so unterschiedlich kann sich singen anfühlen.
Mein Ziel ist es, gemeinsam mit dir herauszufinden, was dir beim singen hilft, damit du deine Ziele erreichst und deine Stimme dabei gesund und munter bleibt. Mein Ansatz ist ganzheitlich.
Das heisst: Ich schaue nicht nur darauf, wie du klingst, sondern achte mich auch auf Körperhaltung, Atmung, ein richtiges Aufwärmen, sowie ein Cool-Down.
Ist dein Körper nicht fit, wird deine Stimme nicht gleich klingen, wie wenn du geistig und körperlich in Topform bist. Klingt deine Stimme nicht fit, wird es dir mental auch nicht besonders gut gehen.
Es hängt also alles zusammen.
Wenn du also die Person bist, die vielseitige, abwechslungsreiche Lektionen bevorzugt, dann bin ich für dich der richtige Vocalcoach!
Wie bist du auf die Idee mit dem Vocalcoaching gekommen und was bewegt dich, anderen Menschen zum Singen zu verhelfen?
Naja, ich singe selbst schon mein Leben lang und nehme seit über 20 Jahre selbst Gesangsunterricht.
Ich weiss, wie schwer es ist, einen guten Gesangscoach zu finden, der genau zu dir passt.
Da ich ein paar Mal angefragt worden bin, ob ich nicht kurz weiterhelfen könnte, etc. habe ich mich schliesslich dazu entschieden, selbst mein Wissen weiterzugeben.
Fern liegt mir das Unterrichten ja nicht, zumal ich ausgebildete Primarlehrerin bin und im Teilpensum immer noch auf dem Gebiet arbeite.
Wie schaut dein Alltag aus?
Die Kurzform: Kinder unterrichten, Gesangsschüler, Band. Natürlich ist das nicht immer so. Mein Alltag ist sehr unterschiedlich und nie gleich.
Bei mir läuft immer etwas. Flexibilität ist in meinem Leben ganz grossgeschrieben und jeden Tag notwendig.
Haha :D Kein Zuckerschlecken, aber würde es keinen Spass machen, würde ich nicht so viel machen.
Wie bringst du Familie, Freunde etc. unter einen Hut, da du ja sicherlich meistens an Wochenenden unterwegs bist?
Ehrlichgesagt: Das weiss ich auch nicht. Meine Familie ist selbst sehr beschäftigt und arbeitet selbst sehr oft und viel, so dass wir uns immer spontan sehen oder dann lange vorgeplant.
Jeder kommt und geht, wie er gerade lebt. Freunde habe ich viele, die ich nicht oft sehe, aber wenn, dann ist es oft sehr lustig und unterhaltsam.
Vorteil: Man freut sich immer, sich zu sehen und hat immer etwas zu erzählen. Ein Glück für mich ist, dass die Bandmitglieder von Infinitas alles gute Freunde von mir sind, so pack ich diese gut unter einen Hut. Wir sehn uns ja mehrmals wöchentlich. :P
Was sicherlich ganz wichtig bei mir ist, ist dass ich gut vorplane und mir alles schriftlich eintrage, damit es schonmal irgendwo in meinem Hirn Synapsen gibt, die sich das vormerken.
So fällt es mir leichter, meine Termine einzuhalten. In der Band pflegen wir einen elektronischen Kalender.
Bei all den vielen Vorteilen: Für mich ist es eine Qual, da ich all diese Termine trotzdem immer in meine Agenda übertragen muss, damit ich die Termine bereits irgendwo im Hirn platziert habe.
Old-School und der Zeit hinten nach, ja vielleicht bin ich das. Aber für mich stimmt es so. :D
Hast du ein Haustier? Wenn ja, welches?
Zurzeit pflege ich 3 Ukuleles, 1 Stagepiano, 1 Djeridoo und eine Gitarre, die allesamt gepflegt werden wollen. Djeridoo und Gitarre kann ich leider noch immer nicht wirklich gut spielen, dennoch wollen sie aktiv gehalten werden.
Haha - nein, ich habe kein Haustier momentan.
Irgendwann, wenn ich den Verstand verlier und nichts mehr zu tun habe, werde ich mich auf einen Wolfshund einlassen. :D
Du bist Sängerin bei der Band Infinitas. Wie bist du dazu gekommen?
Piri ( Schlagzeuger von Infinitas ) hat mich auf Facebook angefragt, ob ich eine Band suche.
Aktiv gesucht habe ich nicht, aber nachdem meine alte Band aufgelöst wurde, stand ich tatsächlich Bandlos da.
Warum auch nicht Teil einer neuen Band werden? Erst nach einer Weile habe ich begriffen, wie weit der Weg aus dem tiefen Aargau ins Muotathal überhaupt ist.
Naja, mit dem Auto gings noch so knapp.
Ich habe also das Auto meiner Mutter entliehen und bin 2 Mal in die Probe gefahren, ehe ich der Band gesagt habe, sie sollen weitersuchen, ich gehe 3 Monate in den Sprachaufenthalt.
Zurück in der Schweiz kam prompt eine Nachricht: Sie haben nicht weitergesucht. Sie wollten mich. NAAA toll! - Bis heute bereue ich aber keine Sekunde!
Es ist das beste, was mir hätte passieren können.
Bekommt man als Sängerin auch Liebesbriefe von seinen Fans?
Haha, ich gehe mal davon aus, dass dies durchaus passieren kann, wenn man berühmt ist.
Dafür brauchts aber noch viel. Was ich allerdings erhalte, sind viele Privatnachrichten im FB-Messenger. Ein Brief fände ich irgendwie noch romantisch und irgendwie süss.
Zumindest schätze ich Briefe (besonders Handgeschriebene) sehr viel mehr, als E-Mails oder private Nachrichten via Facebook oder Instagram.
Da weiss man, dass sich jemand ernsthaft die Zeit genommen hat und sein Herz, seine Seele ausgeschüttet hat. Ein Zeichen, dass es der Person sehr wichtig war, sich mitzuteilen.
Dafür nehme ich mir dann sehr gerne ganz viel Zeit.
Was denkst du, wo stehst du in 5 Jahren? Was sind deine Ziele?
In 5 Jahren stehe ich mit INFINITAS auf grösseren Bühnen wie jetzt. Zumindest sind das meine Ziele. Auch mit meinem Soloprojekt habe ich ambitionierte Ziele.
Ich will vollkommen von der Musik leben können in 5 Jahren. Das ist mein Traum, mein Zukunftsweiser.
Ich halte daran fest, bis ich es irgendwann erreiche. Arrogant, dämlich, idiotisch, wunderbar, bekloppt – mag alles sein - leider geil! :P
Herzlichen Dank für das Interview Andrea.
Schau mal auf ihrer Website vorbei: https://www.andreaboell.ch
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